AG Ländliche Räume: KombiBus, Uckerwarentakt, Tesla fährt Bus, PlusBus – viele Buswörter oder böhmische Dörfer?
Was für Viele unverständlich oder zumindest nebulös erscheint, beschreibt einen immer wichtiger werdenden Faktor der Standortqualität im ländlichen Raum, nämlich kreative und innovative Ansätze des straßengebunden ÖPNV ´s, also im Busverkehr. Mit diesen befasste sich die AG Ländliche Räume des Deutschen Verbandes der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaften DVWE e.V. in seiner letzten Sitzung.
Lars Böhme, Geschäftsführer der Uckermärkische Verkehrsgesellschaft mbH, stellte zunächst das seit über 10 Jahren laufende Vorhaben KombiBus vor, hinter dem die Idee steckt, das Angebot im Linienverkehr mit verschiedenen Serviceleistungen (Post- und Kuriertransporte und Fahrdienste für Touristen oder Mobilitätseingeschränkte) zu kombinieren, um die Versorgung, Lebensqualität und Mobilität der Bevölkerung sowie die Wirtschaftlichkeit der einzelnen Dienstleistungen im ländlichen Raum dauerhaft sicher stellen zu können.
Holger Winter, Geschäftsführer der Busverkehr Oder-Spree GmbH, stellte anschließend unter dem Titel „Tesla fährt jetzt auch Bus – agile Lösung für einen Werksverkehr in großen Dimensionen“ vor, wie sich Tesla in Grünheide bei Berlin vom ersten Tag an für seine Gigafactory engagiert, damit Mitarbeiter mit öffentlichen Verkehrsmitteln von und zur Arbeit kommen können – ein Beispiel, wie es gut laufen kann bei der Anbindung von Gewerbegebieten in der Fläche. Er beschrieb außerdem die 10-jährige Erfolgsgeschichte des PlusBus als Qualitätsmerkmal für Verlässlichkeit, Planbarkeit und gute Anschlüsse zur Bahn.
Schließlich wurde auch noch auf das Positionspapier Zukunftsfähige Mobilität im ländlichen Raum des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. (VDV) verwiesen und die Notwendigkeit der langfristigen Finanzierungssicherheit für das erfolgreiche Deutschland Ticket betont.
AG Nachhaltigkeit: Wirtschaftsförderungen als Treiber der Nachhaltigkeit
In der letzten Sitzung der AG Nachhaltigkeit des DVWE ging es um konkrete Strategien und Maßnahmen, die kommunale und regionale Wirtschaftsförderungen entwickelt haben bzw. umsetzen, um eine nachhaltigen Wirtschafts- und Standortentwicklung voranzutreiben.
Stefanie Haug, Abteilungsleiterin Wirtschaftsförderung und Regionalmanagement bei der Regio Augsburg Wirtschaft GmbH berichtete zunächst unter dem Titel „Grüne Checkliste oder blinder Fleck? Erkenntnisse aus dem Nachhaltigkeitsmonitor A³ und Lessons Learned“ zu einer im Raum Augsburg durchgeführten Unternehmensbefragung, die deutlich machte, dass viele Unternehmen Nachhaltigkeit bereits fest in ihre Entwicklungsstrategien verankert haben. So gaben z.B. 69% der befragten Unternehmen an, einen Nachhaltigkeitsmanager zu beschäftigen. Auch die Kreislaufwirtschaft spielt eine zunehmend große Bedeutung in den betrieblichen Prozessen. Insgesamt führte die Befragung zur Einschätzung, dass bei den Unternehmen bereits eine recht hohe Sensibilität gegenüber nachhaltigen Fragestellungen besteht und schon fast 60% der Befragten über ein systematisches Nachhaltigkeitsmanagement oder ein nachhaltiges Geschäftsmodell verfügen.
Christian Zöller, Prokurist, und Moritz Genschel vom Unternehmensservice der Wirtschaftsförderung Leverkusen WFL beschrieben im Anschluss, wie vielfältig die WFL die „Gemeinschaftsaufgabe Nachhaltigkeit: Perspektiven für Stadt und Wirtschaft“ interpretiert und umsetzt. In Leverkusen wurde auf Basis einer städtischen Gesamtstrategie zum Beispiel ein Nachhaltigkeitsbeirat eingerichtet und sowohl bei der Gewerbegebietsplanung als auch bei der Grundstücksvergabe an Unternehmen werden Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt. Bei den Beratungsleistungen der WFL werden im Projekt „Nachhaltigkeits-Pioniere“ Unternehmen vom Nachhaltigkeitsmanagement der Stadt und der WFL begleitet und unterstützt, bei der Gründerberatung ist Nachhaltigkeitsberatung ein Grundbestandteil und angeboten werden weitere Beratungsmöglichkeiten, etwa eine Schulung zum Nachhaltigkeitsscout.
Es war beeindruckend zu sehen, wie konsequent und intensiv die beiden Wirtschaftsförderungen Nachhaltigkeitsziele angehen, Maßnahmen umsetzen und dabei die Unternehmen und Betriebe am Standort einbinden.
AG Demografie & Fachkräftesicherung: Dem weiterwachsenden Fachkräftemangel entgegentreten
Zwei interessante und anregende Vorträge erwarteten die Teilnehmenden der Arbeitsgruppe Demografie und Fachkräftesicherung des DVWE e.V.:
Michaela Ungethüm und Christian Sprenger von der Bundesagentur für Arbeit aus Nürnberg stellten zu Beginn das breite Angebot der Bundesagentur zur Fachkräftesicherung in den Unternehmen vor und gingen dabei besonders auf Angebote der Arbeitgeber- und Beschäftigtenberatung, der Beschäftigungsqualifizierung und der Arbeitsmarktdrehscheibe ein. Letztere zielt darauf ab, Arbeitskräfte, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind oder die sich verändern wollen, möglichst nahtlos von Arbeit in Arbeit zu vermitteln. Bemerkenswert war die Erwähnung, dass in Deutschland nach einer Untersuchung des Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) 10–12 Mio. Beschäftigte - und damit ein Viertel aller Beschäftigten - potenziell von Transformation und Digitalisierung betroffen sind.
Dr. Dirk Lüerßen, Geschäftsführer des Wachstumsregion Ems-Achse e.V., stellte anschließend sein starkes regionales Netzwerk im Nordwesten Niedersachsens vor, welches sich mit über 850 Mitgliedern, bestehend aus Unternehmen, Landkreisen, Kommunen, Städten, Institutionen, Kammern, Verbänden, Hochschulen und weiteren Bildungseinrichtungen seit seiner Gründung für die Themen Fachkräfte, Infrastruktur und Netzwerkbildung einsetzt. Dirk Lüerßen skizzierte die vielfältigen Aktivitäten und Projekte, die von der Fachkräftegewinnung aus dem Ausland, der Berufsorientierung, den Transformationsfolgen bis zu Transfer-Angebote reichen.
Für die Teilnehmenden wurde deutlich, wie wichtig die Unterstützungs- und Beratungsangebote der Agentur für Arbeit weiterhin sind und welche vielfältigen Handlungsansätze für die kommunalen und regionalen Wirtschaftsförderungen bestehen, dem Fachkräftemangel zu begegnen.
AG Flächenentwicklung: Gewerbeflächenentwicklungskonzepte und Optimierung von Bestandsgebieten
Das Thema Gewerbeflächenentwicklungskonzept (GEFEK) - bereits Gegenstand der bundesweiten DVWE-Befragung im vergangenen Jahr – war Gegenstand der letzten Sitzung der DVWE-AG Flächenverfügbarkeit, -entwicklung und -vermarktung. Marc Diederich und Philipp Hanelt von der WRGN Wirtschaftsförderung Region Göttingen Northeim GmbH stellten das fast fertiggestellte "Gewerbeflächenentwicklungskonzept in den Landkreisen Göttingen und Northeim" vor. Sie beschrieben den mit großer Intensität und hoher Professionalität geführten Prozess, der dazu führen soll, dass durch die Sicherung und Entwicklung zukünftiger Industrie- und Gewerbeflächen Entwicklungsmöglichkeiten für die heimische Wirtschaft gesichert werden können. Die frühzeitige Einbindung der Städte und Gemeinden sowie von Experten und umfangreiche planerische Analysen und Entwicklungsvorschläge sollen hierzu beitragen.
Als weiterer Referent stellte Professor Philipp Krass von der berchtoldkrass space&options seine Überlegungen zur Zukunftsfähigkeit und Weiterentwicklung von Gewerbegebieten im Bestand, u.a. am Beispiel von Karlsruhe-Grünwinkel, vor. Er machte deutlich, wie zum Beispiel über Neuordnung, Stapelung oder Mischung Bestandsflächen optimiert und besser genutzt werden können und dabei auch Klima- und Nachhaltigkeits-Aspekte einfließen können.
Sowohl die Entwicklung neuer Industrie- und Gewerbeflächen als auch die Transformation bestehender Gebiete und Standorte werden notwendig sein, um der Wirtschaft perspektivische Entwicklungsoptionen geben zu können, lautete das Fazit der Diskussion der AG.
AG (Innen-)Stadtentwicklung: Viel los in der Innenstadt - Fallbeispiel aus Gelsenkirchen und aktuelle Ergebnisse der Studie Innenstadt 2024
Christoph Heidenreich, Stadtbaurat der Stadt Gelsenkirchen, berichtete den AG-Mitgliedern unter dem Titel „Umgang mit Problemimmobilien in Gelsenkirchen“, wie das Quartier Bochumer Straße, ein Stadtteil mit recht wechselvoller Geschichte, restrukturiert und grundlegend attraktiviert wird. Ein rund 30-köpfiges Team der Stadt und der Stadterneuerungsgesellschaft SEG hat mit dem konsequenten Einsatz zahlreicher städtebaulicher Instrumente – u.a. Rückbaugebot, Vorkaufsrechtssatzung und Sanierungssatzung – inzwischen eine Entwicklungskontrolle erhalten und kann auch sichtbare Erfolge verzeichnen, wie etwa der Umbau der Heilig-Kreuz-Kirche zur Konzerthalle als Leuchtturmprojekt, und Kultur- und Veranstaltungsort mit überregionaler Strahlkraft.
Boris Hedde von der IFH Köln GmbH stellte anschließend die Studie „Innenstadt 2024 – Was Besucher:innen möchten! Neueste Ergebnisse von Europas größter Passantenbefragung“ vor, die u.a. auf Motive für den Besuch, Verhalten oder Erwartungen an die Innenstadt eingeht und Spielräume zur Realisierung kommunaler Zielbilder aufzeigt.
Die Studie liefert vielschichtige Erkenntnisse und schafft Klarheit darüber, dass Innenstädte nach wie vor von allen Bevölkerungsgruppen genutzt werden und zahleiche Besuchsmotive bestehen. Handel und Einkaufen sind hierbei auch weiterhin bedeutsame Besuchsmotive und die Gastronomie gewann an Bedeutung. Fakt ist aber: die Innenstadt ist für alle da und sie wird auch von allen genutzt. Die Aufgabe aller Stadtentwickler und Wirtschaftsförderungen ist damit klar: Städte müssen für alle Bevölkerungsgruppen attraktiv gemacht werden, also von den Babyboomern bis zur Generation Z, und dazu benennt die Studie schließlich „7 Gebote für die Innenstadtvitalisierung“, die zur Orientierung dienen sollten.
Die Unterlagen der AG-Sitzungen sind für Mitglieder wie immer im internen Mitgliederbereich verfügbar.